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Gerätschaften

War früher die „Brandbekämpfung“ die eigentliche (und auch namensgebende) Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr, so ist es heute zunehmend die „technische Hilfeleistung“ auch und besonders im Straßenverkehr. Die immer sicherer gebauten Fahrzeuge verlangen  von Rettungskräften ein Höchstmaß an Ausbildung und vor allem entsprechend modernes Rettungsgerät, das den Sicherheitsstandards der Fahrzeuge im Rettungseinsatz technisch gewachsen ist.

1. Hydraulische Rettungssysteme
Die Feuerwehr Gräfelfing verfügt über 2 Rettungssätze, jeweils bestehend aus einer hydraulischen Schere und einem hydraulischen Spreizer. Das im Jahre 2009 neu beschaffte Rettungsgerät ist auf dem neuesten Stand und wird vornehmlich zur technischen Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen und bei der Befreiung aus Notlagen von Mensch und Tier eingesetzt.

Dabei bilden hydraulische Schere und Spreizer ein in sich kombiniertes Rettungssystem. Ergänzt wird dieses System durch diverse Zusatzgeräte, wie Rettungszylinder, Pedalschneider und Kettensatz.

Die Rettungssysteme werden jeweils über elektrische Hydraulikaggregate betrieben. Diese sind im Hilfelöschfahrzeug (HLF 16/12 – Florian Gräfelfing 40/1) und im Rüstwagen (RW2 – Florian Gräfelfing 61/1) untergebracht.

Mit einem Betriebsdruck von bis zu 700 bar kann mit der Schere und dem Spreizer eine Arbeitskraft von maximal 68 Tonnen erreicht werden. Mit dieser maximalen Schneidkraft sind auch modernste Verbundmaterialien in PKW und LKW normalerweise kein Hindernis.

Die Arbeitsgeräte sind über 20 Meter lange Hydraulikschläuche mit den Aggregaten verbunden und verfügen damit über einen relativ großen Aktionsradius.

Diese hochmodernen Rettungsgeräte ermöglichen der Feuerwehr eine schnelle und effiziente Hilfeleistung bei schweren Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen.

2. Pneumatische Rettungssysteme (Hebekissen)
Pneumatische Hebekissen werden zum Heben und langsamen Absenken von großen Lasten eingesetzt. Dabei können Lasten mit bis zu 40 Tonnen bewegt werden. Vornehmliches Einsatzgebiet ist dabei die Rettung von Personen, die unter schweren Lasten, wie z. B. LKWs oder Maschinenteilen, eingeklemmt sind.

Durch die Befüllung der Hebekissen mit Pressluft können die Lasten so bewegt werden, dass eine schnelle und schonende Befreiung der Personen ermöglicht wird.

Zudem verfügt die Feuerwehr Gräfelfing über Niederdruckkissen- und Hochdruckkissen-Systeme, die bei den unterschiedlichsten Einsatzanforderungen zum Tragen kommen.

So kann z.B. ein auf der Seite liegender PKW durch langsames Absenken der Niederdruckkissen wieder auf die Räder gestellt werden, oder mit Hochdruckkissen eine zwischen Bahnsteig und S-Bahn eingeklemmte Person schonend befreit werden.

3. Sprungrettungssysteme
Zur Rettung von Personen, deren Fluchtwege abgeschnitten sind, verfügt die Feuerwehr Gräfelfing über ein spezielles Rettungsgerät, einen so genannten Sprungretter. Dieser kommt zur Anwendung, wenn die zu rettende Person nicht mehr über tragbare Leitern oder die Drehleiter der Feuerwehr gerettet werden kann. Der Sprungretter (System Lorsbach) wird bei der Feuerwehr Gräfelfing auf der Drehleiter (DLK 23/12 - Florian Gräfelfing 30/1) mitgeführt.

Der Sprungretter kann von zwei Feuerwehrdienstleistenden in Stellung gebracht werden und löste das ursprünglich bei den Feuerwehren verwendete Sprungtuch ab, das von 16 Personen gehalten werden musste und somit einen erheblichen Personalbedarf nach sich zog. Der Sprungretter besteht aus einem aufblasbaren Schlauchgerüst mit einer Grundfläche von 3,5 x 3,5 Meter und einer Höhe von 1,70 Meter. Das Schlauchgerüst wird mit Hilfe einer ständig mit dem Sprungretter verbundenen Pressluftflasche gefüllt. Nach dem Öffnen der Pressluftflasche entfaltet sich der im Lagerzustand zusammengerollte Sprungretter ohne Mithilfe der Einsatzkräfte von selbst. Innerhalb von 30 Sekunden ist der Sprungretter einsatzbereit.

Grundsätzlich wird der Sprungretter erst in einiger Entfernung zum Einsatzort aufgebaut, um zu vermeiden, dass die zu rettende Person in Panik in den noch nicht einsatzbereiten Sprungretter springt. Anschließend wird der Sprungretter von zwei Einsatzkräften unterhalb des Standortes der zu rettenden Person in Stellung gebracht.

Beim Sprung einer Person in den Sprungretter verformt sich das Stabilität gebende Schlauchgerüst. Das Innenvolumen der umfassten Luftkammern wird verkleinert und die verdichtete Luft im Inneren entweicht gebremst über seitliche Öffnungen. Nach dem Verlassen der gesprungenen Person richtet sich das Schlauchgerüst wieder selbstständig auf, und Luft strömt in den Innenraum nach. Nach etwa 3 Sekunden ist der Sprungretter wieder erneut einsatzbereit.

Der Sprungretter kommt bis zu einer Höhe von 16 Meter zur Anwendung. Der Sprungretter kann neben der Rettung von Personen beispielsweise auch zur Rettung von Einsatzkräften, die mit Atemschutzgeräten in einem Brandobjekt vorgegangen sind und denen der Rückzugsweg abgeschnitten wurde, verwendet werden. Zusätzlich wird der Sprungretter zum Schutz von Menschen zum Einsatz gebracht, wenn Personen in Selbstmordabsicht drohen, von einem höheren Objekt zu springen.

4. Absturzsicherung und Flaschenzug
Einfache Rettung aus „Höhen und Tiefen“ (z.B. auf Hausdächern, Baukränen, in Aufzugschächten etc.) gehören seit geraumer Zeit neben der Brandbekämpfung zum Aufgabenbereich der Feuerwehr.

Im Laufe der Jahre wurde die Ausrüstung der Feuerwehren an diese neuen Anforderungen angepasst. Seit über 15 Jahren verwendet die Feuerwehr Gräfelfing nunmehr verschiedene spezielle Sicherungs- und Rettungsgeräte. Hierbei bedient man sich hauptsächlich der aus Bergsport und -rettung bekannten Hilfsmittel wie z.B. Kernmanteldynamikseil, HMS-Karabiner, Endlosschlaufen, Auffanggurt, Abseilgerät und der entsprechenden Knoten.

Primäre Aufgabe dieser Gerätschaften ist die Sicherung von Feuerwehrdienstleistenden im Einsatzgeschehen gegen die Gefahr des Absturzes. Gerade bei der technischen Hilfeleistung kommt es häufig vor, dass Feuerwehrdienstleistende in absturzgefährdeten Bereichen arbeiten müssen. Als Einsatzsituationen sollen hier beispielhaft die Beseitigung von Schneelasten auf Dächern oder das Eindecken von durch Windstöße abgedeckten Dächern genannt werden.

Bei diesen Arbeiten besteht die Gefahr, dass die Einsatzkräfte abrutschen oder durch das Nachgeben von Bauteilen durch Dächer brechen und in die Tiefe stürzen. Um einen solchen Absturz zu vermeiden, wird von jedem eingesetzten Feuerwehrmann ein sogenannter Auffanggurt getragen, der zusammen mit der Verwendung eines Kernmanteldynamikseils einen möglichen Absturz abschwächen und etwaige Verletzungen von Einsatzkräften vermeiden soll. Im Bereich der Rettung von Personen aus der Tiefe wird von der Feuerwehr Gräfelfing unter anderem ein Flaschenzugsystem verwendet, das auf der Drehleiter (DLK 23-12 – Florian Gräfelfing 30/1) mitgeführt wird. Mit dem Flaschenzug lassen sich Lasten ablassen oder verletzte Personen, z. B. aus Schächten herausziehen. Hierbei wird die zu rettende Person oft zum schonenden Transport in eine Schleifkorbtrage (Rettungswanne) gelegt und mithilfe des Flaschenzuges an die Oberfläche befördert.

Bei der Feuerwehr Gräfelfing werden auf freiwilliger Basis Einsatzkräfte in der Handhabung dieser Rettungsgeräte und der damit einhergehenden Rettungstechniken ausgebildet.

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